Die 10 schlechtesten Anlagetipps

von Manuel Reil | | Infos, News, policendirekt
Die 10 schlechtesten Anlagetipps

Einer Studie zufolge nehmen nur 17% der Deutschen die Hilfe eines professionellen Finanzberaters in Anspruch. Das ist weltweit der niedrigste Wert. Der Durchschnitt liegt bei 38%, in den USA nehmen sogar 55% die Hilfe professioneller Berater in Anspruch. Die Studie ergab ferner, dass Anleger mit Hilfe von Finanzberatern im Schnitt eine höhere Rendite erzielen konnten. Außerdem traten bei professionellen Finanzberatungen seltener Fehlinvestitionen auf. Legg-Mason, der Auftraggeber der Studie, vermutet dennoch genau darin eine Ursache für die Zurückhaltung der Deutschen bei der Finanzberatung: “Vielleicht waren die Erfahrungen mit Finanzberatern während der Finanzkrise aber auch im Durchschnitt so entmutigend, dass viele Anleger es noch immer vorziehen, auf die Unterstützung von Finanzberatern zu verzichten”, so der Vertriebschef Klaus Dahmann. Wir haben Ihnen eine – nicht repräsentative – Top 10 der schlechtesten Anlagetipps zusammengestellt:

1. Immobilien: Die Steuersparmodelle des Grauens

Matthias Reim, Eva Hermann, Jürgen Drews und Michelle – Sie alle haben Millionengagen verdient – und mit Investments wieder verloren, wie das Magazin “Das Investment” berichtet. Einige davon konnten sich wieder entschulden, andere beziehen heute noch Hartz IV. Das Magazin schildert 17 Einzelfälle. Einige verloren das Geld mit Zertifikaten oder geschlossenen Fonds, die meisten jedoch gingen mit Immobilien in die Pleite, darunter nicht wenige durch professionelle Anlagebetrüger. Das Investment schildert aber auch den Fall des Fußballprofis Schulz. Dieser “…ging mit dem Wunsch nach risikolosen Anlagen zu seiner Bank – und verlor sein Vermögen durch Blue Chips, Zertifikate und Optionsscheine. Besonders beliebt waren in den neunziger Jahren vor allem sogenannte Ost-Immobilien als angebliche Steuersparmodelle. Fast jeder Promi versenkte sein Geld in dieser Zeit in Immobilien.

2. Bausparen: Kapitalvernichtung durch Gebühren und Niedrigzins

Das Bausparen gilt als Klassiker bei der Immobilienfinanzierung. Es verknüpft das Ansparen mit der Kreditaufnahme und ermöglicht somit die Finanzierung des Eigenheims. Allerdings sind auch Zweifel angebracht, ob das Bausparen tatsächlich immer der sinnvollste Weg zur Immobilie darstellt. Ein Grund dafür ist die aktuell sehr geringe Guthabenverzinsung, wie Stephan Scharfenroth von Baufi24 darstellt. Selbst bei den besten Tarifen lägen die Zinsen gerade bei über einem Prozent, für den Kapitalaufbau zu wenig, wie Scharfenroth findet. Hinzu kämen noch Konto- oder Zustellungsgebühren was nicht selten zur Kapitalvernichtung führt. Was die Kreditseite betrifft, so sei mittlerweile das allgemeine Zinsniveau so weit gesunken, dass quasi kein Zinsunterschied mehr zum Bausparen besteht. Scharfenroth verweist dabei auf das klassische Baudarlehen, mit dem man in der Regel besser fahren würde. Außerdem gilt nach wie vor, dass ein hoher Eigenkapitalanteil sinnvoll ist. Hierbei eignet sich nach wie vor die Verwertung der Lebensversicherung.

3. Mittelstandsanleihen: Suggerierte Solidität

Die Mittelstandsanleihe ist eine gute Möglichkeit für Unternehmen, Anlegerkapital einzusammeln. Anleger sollten sich dabei jedoch stets den Risiken bewusst sein. Die Wortneuschöpfung “Mittelstandsanleihe” soll Solidität suggerieren. Dabei gehört die Mittelstandsanleihe zu den gefährlichsten Anlageformen überhaupt, berichtet die Welt. Elf Emittenten seien mit insgesamt 13 Bond-Platzierungen bereits insolvent gegangen. Diese Quote übertreffe die von Junk Bonds bei weitem. Erschreckend sei daran vor allem die Höhe der Verluste. Der Autor nennt Beispiele, bei denen Anleihehalter mit lediglich 0,34% des Nennwertes abgefunden wurden waren.

4. Immobilienfonds: Mit Nachhaltigkeit zum Totalverlust

Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen warnte kürzlich vor sogenannten „nachhaltigen Investmentfonds“. Hier würde Nachhaltigkeit durchaus nicht immer groß geschrieben werden. Im Gegenteil: “Beteiligungen an nachhaltigen Immobilien hingegen könnten Risiken bergen, die im schlimmsten Fall zum Verlust der gesamten Einlagen führen könnten”, so die Verbraucherschützer. Das Geld sei langfristig gebunden, ein vorzeitiger Ausstieg erschwert. Im schlimmsten Fall drohe sogar der Totalverlust. Statt sich auf spezielle Nachhaltigkeitsfonds zu konzentrieren, empfehlen die Verbraucherschützer eine klassisch-konservative Anlagestrategie: Die Verteilung des Spareinsatzes auf verschiedene Produkte und Laufzeiten. Nachhaltigkeit besteht übrigens keineswegs in der Einschränkung auf bestimmte “grüne” Investmentprodukte – unter nachhaltigen Produkten versteht man Produkte, die für möglichst viele Anspruchsgruppen einen positiven Mehrwert haben.

5. Tagesgeld: Von Sparen kann keine Rede sein

Viele Sparer halten das Festgeld für eines der wenigen sicheren Anlageformen. Zumindest gehört es unbestritten zu den sichersten Anlageformen. Sicherheit geht allerdings auf Kosten die Rendite, und die ist beim Festgeld mittlerweile so niedrig, dass von “Sparen” eigentlich keine Rede mehr sein kann. Sparer erhielten im Januar im Durchschnitt eine Verzinsung für Tagesgeld in Höhe von 0,69%. Die meisten Anbieter von Tagesgeld konnten mit der Verzinsung nicht die Inflationsrate matchen. Damit ist erstmalig das Einlagenvolumen deutscher Sparer rückläufig.

6. Genussrechte: Beteiligung ohne Mitspracherecht

Genussrechte sollten spätestens seit dem Fall von Prokon ein Begriff sein. Was verbirgt sich dahinter? Die meisten werden mitbekommen haben, dass es sich dabei um eine besonders riskante Anlageform handelt. Sie sind ein Bestandteil des unregulierten Graumarktes. Unter bestimmten Voraussetzungen können sie als Eigenkapital bilanziert werden. Im Unterschied zu Aktien stellt das Genussrecht jedoch keine echte Unternehmensbeteiligung dar, sondern lediglich einen schuldrechtlichen Anspruch. Mit anderen Worten: Man beteiligt sich am Unternehmenserfolg (oder Misserfolg) nur finanziell, ohne dabei Mitspracherechte zu haben.

7. Schiffsfonds: Als Altersvorsorge ungeeignet

Das Landgericht Heilbronn hat unlängst eine Bank zu Schadensersatz in Höhe von einer halben Million Euro verurteilt. Diese hatte einem Kunden Beteiligungen an Schiffsfonds verkauft. Da der Kunde aber explizit seine Altersvorsorge als Anlagewunsch angegeben hatte, hätte ihm die Bank keine solch riskante Anlageform, wie eine Fondsbeteiligung anbieten dürfen, urteilten die Heilbronner Richter. Dies sei keine anlegergerechte Beratung. Stattdessen hätte die Bank dem Kunden ausschließlich sichere Sparformen, wie Tagesgeld oder Lebensversicherungen anbieten dürfen.

8. Aktienfonds: Vertrauen verloren

Die Zahl der Aktienfonds-Anleger hat sich binnen 12 Jahren von 7,1 auf 3,7 Millionen halbiert. Christine Bortenlänger, Chefin des Deutschen Aktieninstituts (DAI) zeigt sich besorgt. Sie vermutet eine Mischung aus schlechten persönlichen Erfahrungen und falschen Rahmenbedingungen als Ursache für diese Entwicklung. Bei jungen Leuten unter 40 sei die Abneigung gegen Aktienfonds besonders ausgeprägt.

9. Festgeld: Vorsicht bei ausländischen Banken

Für einen Zinssatz auf Festgeld von über einem Prozent muss man lange suchen. Meist liegt er darunter. Die Sparda Bank Hessen und die Berliner Sparkasse bieten sogar nur eine Verzinsung der Einlagen von 0,25% an. Aber es gibt auch die anderen. Diese heißen Yapi Kredi, Vakifbank, IS Bank, Fibank, Garantibank, Big Bank oder Credit Europe Bank. Sie alle haben etwas gemeinsam: Sie befinden sich im Ausland – sammeln aber das Geld in Deutschland ein. Und sie bieten eine Verzinsung auf das Tagesgeld von knapp unter 3%. Aber wie ist das möglich? Hans-Peter Burghof, Bankprofessor an der Uni Hohenheim sieht diese Angebote kritisch, denn sie böten reichlich Intransparenz für sehr wenig Geld, so der Professor. Deren Geschäftsmodelle können gar nicht beurteilt werden. So ist es auch kein Wunder, dass Ratingagenturen, wie Fitch die Fiba beispielsweise mit B und langfristig mit BB- bewertet hat. Konservative Anleger wie Lebensversicherer oder Pensionskassen lassen die Finger davon, da sie satzungsgemäß keine Investment unterhalb BBB- tätigen dürfen, schreibt die Wirtschaftswoche. Das Ausfallrisiko sei somit hoch. Im Ernstfall müssten Ansprüche in der Landessprache – estnisch, bulgarisch oder türkisch angemeldet werden. Die Einlagensicherung ist zudem auf 100.000 Euro beschränkt und die Anleger würden das Geld im Haftungsfall in der Landeswährung zu einem offiziellen Kurs ausgezahlt bekommen: In Lewa oder türkischen Lira, so Burghof weiter. Die Verbraucherzentralen winken daher bei solchen Offerten auch ab. Der Fall Zypern hat indes gezeigt, dass solche Fälle selbst innerhalb der EU möglich sein können. Auch Anleger der Bank of Cyprus hätten sich mit Zwangsabgaben an der Bankenrettung beteiligen müssen. Vor solch einem Hintergrund erscheint die Verzinsung von 2,9% nicht hoch genug. Zu den Alternativen befragt, fällt Burghof allerdings auch nicht viel ein. Man könnte allerdings einen Blick auf ebenjene konservativen Anleger werfen, die ausländisches Tagesgeld verschmähen: Lebensversicherer selbst haben immer noch eine gute Verzinsung – zumindest auf dem Zweitmarkt.

10. Gold: Die Fehlspekulation des Jahres

Dass Gold auf dieser Liste auftaucht, wird viele überraschen, gilt das Edelmetall doch als Wertcontainer schlechthin. Doch allein 2013 brach der Goldpreis um ein Drittel ein und ließ viele Anleger ratlos zurück. Die Zeit sprach vom „Gold-Gemetzel“ und vom „bedeutendsten kollektiven Fehltritt der Wall Street im vergangenen Jahr“. Das Problem: Gold erwirtschaftet im Grunde nichts – sondern ist ein reines Spekulationsobjekt, das zwar hohe Gewinne – aber auch hohe Verluste bringen kann. Fehleinschätzungen in der Weltwirtschaft führten im vergangenen Jahr zu einer massiven Abwertung des „Krisenmetalls“

Geheimtipp Zweitmarkt für Lebensversicherungen

Zwar scheint die aktuelle Garantieverzinsung der Lebensversicherung mit 1,75% ebenfalls sehr niedrig zu sein, allerdings kommen noch Überschüsse hinzu, so daß man am Ende auf eine Ablaufrendite von 4,79% kommt. Allerdings erst nach einer Laufzeit von 30 Jahren. Weitaus geringere Wartezeiten – bei ähnlich hohen – zum Teil höheren Renditen bietet hingegen der Zweitmarkt für Lebensversicherungen. Weil diese Versicherungen bereits lange Laufzeiten hinter sich haben – und somit auch die Abschlusskosten bezahlt sind – wurde hier in der vergangenheit eine Rendite von 4,71% erzielt – bei einer durchschnittlichen Laufzeit von 2,4 Jahren.

Von Matthias Wühle

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