7 Geldanlagen, die Sicherheit suggerieren – aber nicht bieten

von Manuel Reil | | News
7 Geldanlagen, die Sicherheit suggerieren – aber nicht bieten

7 Geldanlagen, die Sicherheit suggerieren – aber nicht bieten. In diesem Artikel erfahren Sie, mit welchen Versprechungen Anlageberater versuchen, Anleger zu überzeugen, dass diese Anlageform sicher sei. Doch abgesehen von niedrig verzinsten Anlageformen, wie Tages- oder Festgeld und Lebensversicherungen gibt es so etwas nicht. Anhand von 7 Beispielen zeigen wir Ihnen, wo die Risiken von als besonders sicher beworbenen Anlageformen liegen. Unter dem Titel “Grauer Markt und schwarze Schafe” hat die BaFin eine Broschüre veröffentlicht, die Anlegern helfen sollen, Risiken zu erkennen: Unter anderem führt darin die BaFin auf, woran man Anbieter im Graumarkt erkennen kann. Die dort auftretenden Unternehmen böten in der Regel hohe Zinsen über dem Marktniveau an. Perfiderweise würde sehr oft sogar mit besonders hohen (vermeintlichen) Sicherheiten geworben und auf ethische Aspekte verwiesen. Sehr oft wird auch darauf gedrängt, bisherige Anlagen, wie zum Beispiel Lebensversicherungen aufzulösen, um das freiwerdende Kapital im Graumarkt anzulegen. Die BaFin möchte mit dieser Broschüre erreichen, dass die Anleger künftig eine höhere Sensibilität für solche Angebote aufbringen. In der Vergangenheit hat es große Insolvenzfälle gegeben (z.B. Infinus, Prokon), bei denen viel Geld der Anleger vernichtet worden war. Auch der Bundesverband Vermögensanlagen im Zweitmarkt für Lebensversicherungen (BVZL) e.V. warnt vor der Umschichtung. BVZL-Mitgliedsunternehmen kaufen hingegen Lebensversicherungen an, um diese weiterzuführen, nicht aber, um andere Investments für den freigewordenen Rückkaufswert anzubieten. Seitdem sich der EZB-Leitzins stetig in Richtung Null bewegt, wird der Kampf um deutsche Anlagegelder umso erbitterter ausgetragen. Diese gelten nämlich als besonders konservativ und risikoavers. Trotzdem gelingt es findigen Finanzunternehmen immer wieder mit geschicktem Marketing, Anlegern das Geld aus der Tasche zu ziehen. Hinzu kommt: Kapitalanlagen, die ein Totalverlustrisiko beinhalten, sind grundsätzlich nicht für die Altersvorsorge geeignet. Das OLG Oldenburg verurteilte einen Anlageberater zu 13.000 EUR Schadensersatz (Az.: 8 U 66/13). In dem betreffenden Fall hatte der Vermittler eine atypische stille Beteiligung an einer Vermögensanlagen GmbH vermittelt und das eingezahlte Kapital ging vollständig verloren. Dieses Produkt hätte nicht vermittelt werden dürfen, wenn der Kunde als Anlagewunsch die Altersvorsorge angibt. Wir zeigen Ihnen, welche Sicherheits-Tricks hauptsächlich bei der Anlageberatung angewendet werden.

  • Liechtenstein: Fondspolicen aus der „Alpenfestung“

    Das wohlhabende Fürstentum zwischen Österreich und Schweiz gilt als Hort von Sicherheit. Die „Alpenfestung“, wie sie gern auch von Anlageberatern tituliert wird, schütze vor allem vor den neugierigen Blicken des deutschen Fiskus. So vermarktete auch das Liechtensteiner Unternehmen Quantum eine Zeit lang offensiv seine fondsgebundenen Lebensversicherungen mit den Attributen “Sicherheit” und “hohe Rendite” und versprach dabei sogar Erträge von 7%, die angeblich “marktunabhängig” erwirtschaftet werden würden. Wie das genau funktionieren sollte, verriet Quantum nicht. Dass ein Totalverlust erwirtschaftet werden könnte, stand durchaus in den Produktunterlagen – im Kleingedruckten. Im Unterschied zu Kapitellebensversicherungen trägt bei fondsgebundenen Lebensversicherungen der Versicherte das volle Anlagerisiko. Die Berliner Anlegeranwältin Jacqueline Buchmann bezeichnete Liechtenstein als einen Staat mit einer erstaunlich produktiven Finanzindustrie, wobei nicht wenige Deutsche sich von diesen Versprechungen locken lassen, nicht zuletzt aus steuerlichen Erwägungen. Besser sind die dort angebotenen Produkte deswegen nicht. Im Gegenteil: Die liberale Finanzaufsicht Liechtensteins dient eher den produktiven Finanzfirmen und weniger den Anlegern. Diese sind in Deutschland aufgrund der dort herrschenden Gesetzgebung weitaus besser geschützt. Wer also tatsächlich auf die Lebensversicherung vertrauen möchte, sollte daher besser einen der 97 deutschen Versicherer wählen, die allesamt einer strengen Regulierung unterstehen.

  • Mittelstandsanleihen: Der Rettungsanker gescheiterter Unternehmen

    „Made in Germany“ ist ein Prädikat, das international begehrt ist. Auch der deutsche Mittelstand gilt als solide und Verfechter von guter Qualität. Mit einer Mittelstandsanleihe kann man an diesen Erfolgen – und vor allem an der Sicherheit teilhaben, so scheint es. Doch in Wirklichkeit handelt es sich dabei um Missbrauch des guten Namens, wie Wirtschaftsprofessor Max Otte gegenüber dem Börsenmagazin „Börse Online“ betonte. Danach ist die Mittelstandsanleihe eher als hoch riskantes Papier einzustufen, das auf keinen Fall mit dem soliden und grundbiederen Mittelstand in Verbindung gebracht werden sollte. Genau das würde diese Bezeichnung aber bezwecken, so Otte. Dem Professor zufolge gibt es zwei Arten von Mittelstandsanleihen: Einmal die Papiere der Unternehmen, die damit eine Restrukturierung finanzieren wollen: Im Klartext: Es handelt sich dabei um “gescheiterte Unternehmen”. Otte bringt dafür Beispiele wie Valensina und Berentzen. Und zweitens dient die Mittelstandsanleihe zur Finanzierung unterkapitalisierter Geschäftsmodelle, vorwiegend im Bereich erneuerbarer Energien. In beiden Fällen handelt es sich dabei um hoch riskante Anlagen. Man sollte auch nie vergessen, dass Unternehmen, die Mittelstandsanleihen mit hohen Renditesprechen ausgeben einen Grund haben müssen, warum sie keinen Kredit zum marktgängigen Zinssatz bei ihrer Bank aufnehmen – bzw. warum diese Bank diesen Kredit nicht gewährt. Ottes Fazit lautet: Bei der Mittelstandsanleihe handelt es sich um eine äußerst unseriöse Finanzierungspolitik.

  • Nachhaltige Fonds: Öko schützt nicht vor Risiko

    Beteiligungen an geschlossenen Fonds sind stets mit einem hohen Ausfallrisiko verbunden. Daran ändert sich auch nichts, wenn diese als besonders „nachhaltig“ deklariert würden. Insgesamt sei überhaupt nicht klar, was einen Fonds nachhaltig mache und was nicht, kritisiert beispielsweise Verbraucherschützerin Gabriele Zgubic von der Arbeiterkammer Wien. Jede Bank würde sich ihre eigenen Vorschriften basteln, einheitliche Standards dazu gäbe es nicht. Auch gibt es keine einheitliche Definition dessen, was als nachhaltig gilt. Michael Martinek, Chef der nachhaltigen Privatbank Schelhammer & Schattera orientiert sich dabei vorwiegend an christlichen Werten und schließt beispielsweise die embryonenverbrauchende Forschung aus. Bei Staatsanleihen wird das Rüstungsbudget von der Bank bei 3% des BIP festgelegt. Dabei gilt: Je genauer die Grenze gezogen wird, desto kleiner das Investmentuniversum. Einen Nachweis darüber, dass nachhaltige Fonds besser performen würden oder geringere Risiken hätten, konnte die Branche bislang nicht erbringen.

  • Genussrechte sind kein Festgeldersatz

    Anbieter von Genussscheinen versprechen Renditen von 5% und mehr. Sparkassen und Banken vertreiben diese vor dem Hintergrund der niedrigen Zinsen verstärkt als Ersatz für Tages- und Festgeld, die kaum noch nennenswerte Renditen erzielen, beobachtet Anlageranwalt Mathias Nittel gegenüber dem Versicherungsboten. Doch dürfen diese beiden Produkte nicht miteinander verglichen werden, warnt der Anwalt. Die Rendite könne auch vollkommen ausbleiben, im Insolvenzfall gebe es gar nichts, wie der Fall Prokon gezeigt habe. Dennoch beobachtet Nittel, dass Banken und Sparkassen nur unzureichend auf diese Gefahren hinweisen und stattdessen die hohe Rendite in den Vordergrund stellen. Genussschein-Inhabern rät der Anwalt, ausbleibende Zinszahlungen als Warnsignal zu verstehen.

  • Gold: der sichere Hafen ist ausgetrocknet

    Wer hält nicht gern einmal einen Goldbarren in der Hand: Gold glänzt schön und gilt als Inbegriff von Sachwerten. In Wirklichkeit wird jeder Goldkäufer zum Rohstoffspekulanten, der Gold als ewige Währung erwirbt, dessen Wert ausschließlich am Umtauschverhältnis zu Währungen gemessen wird. Dabei galt Gold einst tatsächlich als sicherer Hafen: Nahmen Krisen und Kriege zu, stiegen auch die Goldpreise. Doch selbst dieser Mechanismus scheint nicht mehr zu funktionieren. Selbst in einer Zeit, in der es mit der Ukraine, Israel und Syrien gerade besonders viele Krisenherde gibt, konnte der Goldpreis nicht zulegen. Die Aktienstimmung scheint hingegen gleichzubleiben – normalerweise hätte man in dem Fall auf dem Aktienmarkt Einbrüche erwartet. Auch der Ölpreis – ein weiterer Krisenindikator stieg in diesem Zeitraum nur minimal an. Dies alles deutet Experten zufolge auf ein insgesamt deflationäres Szenario hin, das ebenfalls in Krisenzeiten ungewöhnlich ist. Gold hat in einem solchen Szenario keine Bedeutung mehr.

  • Unterschätzte Kosten: Negativrendite mit Immobilien

    Auch Immobilien scheinen nicht immer zu glänzen, glaubt man einer aktuellen Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Danach würden 25% der Immobilienanlagen nichts bringen, bei 8,5% wird sogar eine Negativrendite, sprich: Verlust erwirtschaftet. Grund für die oftmals schlechten Ergebnisse in der Anlageperformance ist die Unterschätzung der Kosten, die durch Vermietung, Mieterwechsel, Mietnomaden, Leerstand, Versicherungen, Betriebs- und Nebenkosten sowie Instandhaltung entstehen.  Das Forschungsinstitut kommt zu dem Schluss, dass die Anlageklasse “Immobilien”  im Vergleich zu anderen relativ sicheren Finanzanlagen eher schlecht abschneidet. Dies gelte besonders dann, wenn man das höhere Risiko und den individuellen Bewirtschaftungsaufwand mit einbeziehe. Dabei ist die Gefahr, auf sogenannte Schrottimmobilien zu stoßen, noch nicht einmal mit einkalkuliert, die besonders in den Neunziger Jahren viele Existenzen in Deutschland vernichtet haben. Bei Badenia waren zum 31. Dezember 2013 in diesem Zusammenhang noch 252 Klagen bei Gerichten anhängig. 775 Verfahren wurden bereits rechtskräftig entschieden, 726 davon zugunsten der Badenia. Außerdem habe sie in rund 3400 Fällen, in denen teilweise Rechtsstreitigkeiten anhängig waren, Vergleiche mit Anlegern schließen können. 

  • Abgedreht: Ein Riesenrad als Altersvorsorge

    Auch Prominente fallen gern mal auf unseriöse Anlageprodukte herein. Die Schauspielerin Jutta Speidel hatte einen Großteil ihres Vermögens in ein Riesenrad in China gesteckt, weil sie selbst gern Riesenrad fuhr, wie sie später zugab. Angeblich soll die Schauspielerin mit dem Wunsch der Altersvorsorge an den Berater herangetreten sein. Warum sie dann dennoch angeblich einen “Risiko-Hinweis” unterschrieben haben soll, und inwiefern dieser Risiko-Hinweis mit dem Altersvorsorgewunsch korrespondieren soll, sei einmal dahingestellt. Jedenfalls hätte man ihr “zweistellige Renditen” versprochen, natürlich “bombensicher”. Das Anlagekapital in Höhe von 20.000 Euro ist unwiederbringlich verloren. Offensichtlich scheint dies aber auch ein Beispiel dafür zu sein, dass Beratungsprotokolle noch lange kein Garant für eine gute Beratung sind.

Fazit: Wer eine sichere Altersvorsorge benötigt, der kommt eigentlich an der Lebensversicherung nicht vorbei. Diese bietet eine garantierte Verzinsung. Hinzu kommen jährliche Überschussgutschriften und Schlussüberschusszuweisungen. Der Nachteil dabei: Der Versicherte muss sich über einen langen Zeitraum vertraglich fest binden. Doch auch dafür gibt es einen Ausweg: Der Versicherte kann seine Police auf dem Zweitmarkt für Lebensversicherungen verkaufen. Er erhält in dem Fall einen Kaufpreis über Rückkaufswert. Zusätzlich bleibt dem Versicherten ein beitragsfreier Rest-Versicherungsschutz erhalten. 

von Dipl. Betriebswirt Matthias Wühle, M.A.

 

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