Die Lebensversicherung als Geldanlage
In einer aktuellen Umfrage von TNS Infratest gaben 40% der Befragten an, über Geldanlagen gut Bescheid zu wissen. Dabei schätzen Frauen ihre Kenntnisse insgesamt schlechter ein: Nur jede dritte Frau behauptet, gut über Geldanlagen informiert zu sein, während jeder zweite Mann von seinem Wissen überzeugt ist. 70% der Befragen sehen in der selbst genutzten Immobilie die beste Geldanlage.
Altersvorsorge: Versicherer wichtiger als Banken
Verbraucher wenden sich in Fragen der Altersvorsorge eher an Versicherer, als an Banken. Zu diesem Ergebnis kam eine Studie von MSR Consulting. Dabei hätten insgesamt nur 9% der Befragten angegeben, daß sie sich mit Altersvorsorgeprodukten gut auskennen würden.
Auch ist der Anteil derer, die der Meinung sind, genügend für die Altersvorsorge zu tun von 74 auf 62% gesunken. Der Beratungsbedarf wächst also. 31% der Befragten nutzen die Kapitallebensversicherung für die Altersvorsorge, weitere 23% hielten sie zumindest für eine gute Vorsorge. Je 28% nutzen oder befürworten eine Rentenversicherung. Auf Platz 1 der Vorsorge steht auch bei dieser Umfrage die (selbst genutzte) Immobilie. Wenig überraschend ist der Kundenwunsch “Sicherheit und Rendite”, allerdings seien die Einschätzungen der Kunden darüber kaum objektiv.
Lohnt sich eine Lebensversicherung im Niedrigzinsumfeld?
Wie alle Kapitalmarktteilnehmer, hat auch die Lebensversicherung mit sinkenden Renditen zu kämpfen. Auch GDV-Präsident Alexander Erdland könne die Mathematik nicht außer Kraft setzen, so dieser gegenüber dem Versicherungsboten. Das bedeutet, dass sich die Versicherten auch weiterhin auf sinkende Überschusszahlungen einstellen müssen.
Dennoch läge die Rendite in der Lebensversicherung nach wie vor über der Inflationsrate, so Erdland weiter: “Wir hatten im letzten Jahr eine laufende Verzinsung von 3,9 Prozent, mit den Schlussgewinnüberschüssen waren es sogar 4,6 Prozent“. Das Produkt sei insgesamt sicherer geworden. Erdland verweist hierbei auf die gesunkene Stornoquote. Auch die traditionell versicherungskritischen Verbraucherschützer würden vor der vorzeitigen Vertragskündigung abraten. Allerdings – und dies erwähnt Erdland nicht – empfehlen die Verbraucherschützer gleichzeitig einen Verkauf der Police auf dem Zweitmarkt. dabei ist ein gut funktionierender Zweitmarkt mit ein Grund für die gesunkene Stornoquote, auf die der GDV so stolz ist.
Fondspolicen sind zu Ladenhütern verkommen
Die Gewinnbeteiligungen von Versicherten aus Lebensversicherungen haben drei Quellen: Zins-, Risiko- und Kostenüberschüsse. Vor allem die Risikogewinne und Zinsüberschüsse der Versicherer sind zuletzt allerdings gesunken, kritisiert Annika Peters in Finanzen.net. Insbesondere die Altverträge mit einer Garantieverzinsung von bis zu 4% machten den Versicherern zu schaffen. Was für den Investor auf dem Zweitmarkt hochattraktiv ist, ist für die Versicherungsgesellschaft ein Problem. Geringen Spielraum sieht Peters in der Anlagepolitik: nahezu 90% des Deckungsstocks sei in Renten und rentenähnlichen Papieren investiert. Die Underwriter engagieren sich daher zunehmend in langfristigen Beteiligungen und in der Immobilienfinanzierung. Damit geben sich Versicherte zufrieden: Sie erhalten eine bescheidene Verzinsung, müssen sich aber kaum über einen etwaigen Totalausfall Sorgen machen.
Diese Entwicklung spiegelt sich auch in der unterschiedlichen Entwicklung der Produkte wider: “Bei klassischen Lebensversicherungen ist nur ein leichter Rückgang im Neugeschäft zu verzeichnen. Fondsgebundene Produkte, die schon immer ohne Garantien auskamen, sind dagegen seit der Finanzkrise zu Ladenhütern verkommen”, schreibt Annika Peters. Vielleicht spielt dabei auch der Zweitmarkt eine Rolle: Zwar können auf dem Zweitmarkt auch Fondspolicen verkauft werden, Mehrerlöse über Rückkaufswert lassen sich allerdings nur mit Kapitallebensversicherungen erzielen.
Von Matthias Wühle
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