Kritik an der Lebensversicherung: An der Realität vorbei?

von Rafael Kurz | | Infos, News
Kritik an der Lebensversicherung: An der Realität vorbei?

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Deutsche wollen Garantie, Transparenz und Sicherheit. Vor diesem Hintergrund wurde die Kapitallebensversicherung zum wichtigsten Altersvorsorgeprodukt der Deutschen überhaupt. Aber ausgerechnet Rendite und Sicherheit der Lebensversicherung werden zunehmend von den Medien kritisiert. Dies trifft wiederum auf Kritik vieler Verbände. Die Fokussierung auf Rendite und Sicherheit gehe an der Realität vorbei. Stattdessen gäbe es großen Nachholbedarf bei Kommunikation, Transparenz und Verbraucheraufklärung.

Was ist eigentlich Wohlstand? Diese, zunächst trivial erscheinende Frage wurde im Rahmen einer Untersuchung zum Wohlstandsindex untersucht. Die Deutschen sind eine ruhebedürftige Nation, die sich um den Erhalt des Erarbeitenden sorgt. Sie ist geprägt von einer tiefen Sehnsucht nach Sicherheit. Zu dieser Auffassung gelangt Zukunftsforscher Horst W. Opaschowski.  In der Befragung verbanden 75% der Deutschen finanzielle Sicherheit mit Wohlstand, gefolgt von sicherem Einkommen und medizinischer Versorgung.  Opaschowski bemisst Wohlstand in 4 Säulen: 1. ökonomischen, 2. ökologischen, 3. gesellschaftlichen und 4. individuellen Wohlstand (z.B. Unabhängigkeit). Deutsche haben zudem große Abstiegsängste, da sie sowohl ihre individuelle als auch die staatliche Absicherung als mangelhaft bezeichnen. Der Zukunftsforscher setzt zudem auf Familien: “Der Zusammenhalt von Familien ist eine besonders ergiebige und außerdem völlig kostenfreie Quelle von Wohlstand”.

Schweizer, Finnen und Dänen geben mehr für die Lebensversicherung aus

Die Absicherung der Familie ist eine Kernaufgabe der Lebensversicherung. Stirbt der Versicherte, ist zumindest die Familie finanziell abgesichert. Besonders für Selbständige, aber auch Eigenheimbesitzer ist dieser Schutz wichtig. Im Europäischen Vergleich steht die Absicherung der Deutschen allerdings eher schlecht da. 1.100 Euro gibt der Deutsche im Durchschnitt für die Lebensversicherung aus, der Schweizer sogar das Dreifache. Auch Finnen und Dänen geben im Schnitt mehr Geld für die Lebensversicherung aus, während die Deutschen lediglich einen Platz im Mittelfeld belegen. Das ergab Erhebungen für das Statistische Jahrbuch des Dachverbands Insurance Europe.

77% würden eine Lebensversicherung abschließen oder haben eine

Die Lebensversicherung hat sich mittlerweile mit mehr als 50% der Brancheneinnahmen zum wichtigsten Versicherungsprodukt überhaupt entwickelt. Auch die Bereitschaft, sich und die Familie mit einer Lebensversicherung abzusichern, ist insgesamt hoch. 77% der Bundesbürger würden eine Lebensversicherung abschließen – oder haben bereits eine. Zu diesem Ergebnis gelangte eine Befragung der AachenMünchener. 34% der Befragten sehen darin ein Mittel gegen Altersarmut. 20% gaben den Todesfallschutz als wesentlichen Grund für einen Abschluss an. Die Lebensversicherung wird dabei vor allem als risikoaverse Anlageform gesehen. Neben der Rente werden auch Anschaffungen oder der Urlaub als Sparziel für die Lebensversicherung angeführt. Das zeigt, dass die Möglichkeit des Verkaufs der Police auf dem Zweitmarkt für Lebensversicherungen das Verhältnis der Deutschen zur Lebensversicherung bereits beeinflusst hat. Sie sehen die Lebensversicherung als Sparvertrag, den man Dank verkauf auf dem Zweitmarkt jederzeit realisieren kann

Forsa: Garantie wichtiger als Rendite

Was Deutsche und Österreicher wirklich beschäftigt, ermittelte eine Forsa-Umfrage. Danach haben die Deutschen bei ihrer Altersvorsorge ein großes Sicherheitsbedürfnis: Wer bei seiner Altersvorsorge die Wahl hat zwischen einer niedrigeren, aber garantierten Verzinsung und einer höheren Verzinsung ohne Garantie, setzt eher auf Sicherheit und Garantien (87%), so das Ergebnis der Befragung. Auf Platz Eins steht daher nach wie vor die Lebensversicherung. Mehr als die Hälfte der Deutschen (55%) zwischen 30 und 44 Jahren besitzt solch eine Police: (55%). Die Ansprüche der Sparer erfüllt die Lebensversicherung offenbar wie kein anderes Produkt am Markt, so das Resümee der Forscher.

Kritik an der Lebensversicherung geht häufig an der Realität vorbei

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Auch in Österreich, wo die Lebensversicherung einen ähnlichen Stellenwert wie in Deutschland einnimmt, wundert man sich über die Kritik an der Lebensversicherung: Die Verzinsung liegt deutlich über dem Sparzinsniveau und bis jetzt ist keine einzige garantierte Leistung nicht erbracht worden, so der Branchenvertreter Manfred Rapf.  Dennoch wären häufig gerade die Rendite und Zweifel an der Sicherheit Themen kritischer Medienbeiträge. Der durchschnittliche Bestandszins aller Policen liegt aktuell bei etwa 2,7% – und das ist nur der garantierte Teil der Verzinsung. Da, wo Kritik hingegen angebracht sei, vernähme man sie kaum, so Rapf. Das betrifft zum einen die hohen Abschlusskosten und zum anderen die intransparent erscheinende Gewinnbeteiligung. Hier träfen Konsumenteninteresse auf Versichererinteresse, denn schließlich wolle man auch der Konkurrenz keinen Einblick gewähren. Allerdings könne man auch alle relevanten Informationen aus den Geschäftsberichten und Standmitteilungen herauslesen.

Verbände kritisieren mangelnde Transparenz in der Lebensversicherung

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So hat auch das Institut für Transparenz in der Altersvorsorge (ITA) bereits die Produktinformationsblätter der Lebensversicherer kritisiert. Transparenz sie für viele Versicherer noch ein Fremdwort, so Mark Ortmann vom ITA. 14% der Produktanbieter haben den Test nicht bestanden: Richtig verständlich und übersichtlich sei kein einziges Produktinformationsblatt verfasst, so Ortmann. Auch der Bundesverband Verbraucherzentrale (VZBV) fordert mehr Transparenz bei Altersvorsorgeprodukten. Dies würde den nötigen Marktdruck erzeugen, so der Verband. dazu gehöre beispielsweise, dass Gesamtkosten in Euro und Cent ausgewiesen würden. Finanzkennziffern allein würden den Verbrauchern kaum weiterhelfen. Eine Verbesserung der Transparenz ist auch seit Jahren eine Kernforderung des Bundesverbandes Vermögensanlagen im Zweitmarkt für Lebensversicherungen (BVZL) e.V. Zuletzt hat der BVZL versucht, die Neuregelung der Lebensversicherung im Lebensversicherungsreformgesetz (LVRG) zu nutzen, um auf diesem Wege eine höhere Transparenz einzufordern. Dabei gehen die Forderungen des BVZL noch weit über die des VZBV hinaus. Aus Sicht des Zweitmarktes für Lebensversicherungen reicht es nicht aus, Gesamtkosten in Euro und Cent auszuweisen. Jeder Versicherungsnehmer sollte aus den jährlichen Wertemitteilungen der Versicherer jederzeit nachvollziehbare Daten herauslesen können. Dazu gehört auch, dass alle Versicherungsgesellschaften (in Deutschland sind es aktuell 97 Unternehmen) die Werte in formalisierter Art und Weise ausweisen. Aktuell sieht es eher so aus, dass die eine Gesellschaft einige Bestandteile nur verbal im Text ausweist, die andere in einer Wertetabelle, einige prozentual, andere in absoluten Zahlen. Andere Gesellschaften wiederum verweisen lediglich auf ihren Geschäftsbericht. Dies müsse unbedingt vereinheitlicht werden, so die Zweitmarkt-Spezialisten.

BdV kritisiert Kündigung der Lebensversicherung

Die Verwertung der Lebensversicherung gehört zum Transparenzgedanken dazu. Denn der Verbraucher erfährt bei Abschluss einer Police nicht über spätere Verwertungsmöglichkeiten, wie beispielsweise dem Verkauf auf dem Zweitmarkt. Seit Jahren schon steigt das Stornovolumen in der Lebensversicherung, obwohl Verbraucherschützer nicht müde werden, vor einer vorzeitigen Kündigung zu warnen. Denn mit einer vorzeitigen Kündigung macht der Verbraucher nur Verlust. Der Bund der Versicherten hatte beispielsweise vor dem Finanzausschuss im Bundestag kritisiert, dass die meisten Lebensversicherungen gekündigt würden: Die Versicherungsunternehmen würden zwar funktionieren, nicht aber ihre Produkte, so BdV-Vorstand Axel Kleinlein im Finanzausschuss. Dabei gibt es schon seit über 10 Jahren eine Alternative zur Kündigung: Der Verkauf der Police auf dem Zweitmarkt für Lebensversicherungen. Dort bekommt man für seine Police einen Kaufpreis gezahlt, der über dem Rückkaufswert der Versicherer liegt. Außerdem bleibt dem Versicherten ein beitragsfreier Rest-Versicherungsschutz erhalten. Der BdV selbst verweist auf seiner Webseite auf die Möglichkeit des Verkaufs.

Zusammenfassung:

  • Wohlstand bedeutet finanzielle Sicherheit

  • Lebensversicherung ist wichtigstes Versicherungsprodukt

  • Garantie und Sicherheit sind die wichtigsten Merkmale der Lebensversicherung

  • Medien kritisieren Rendite und Sicherheit der Lebensversicherung, Verbände schätzen diese Kritik als verfehlt ein

  • Verbände kritisieren stattdessen fehlende Transparenz

  • Verbraucherschützer warnen vor Kündigung der Lebensversicherung

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