Goldkrise: Warum Gold als Anlage keinen Wert hat

von Rafael Kurz | | Infos, News
Goldkrise: Warum Gold als Anlage keinen Wert hat

Gold gilt als der sichere Hafen. Oder etwa nicht? Das folgende Beispiel belegt das Gegenteil am Beispiel Russlands. Dessen Goldschatz verlor sich einst in den Wäldern der sibirischen Taiga und auch die jüngste Idee von Wladimir Putin, zu einem der weltgrößten Goldbesitzer aufzusteigen, war nicht gerade von Erfolg gekrönt. Es gibt mittlerweile sogar Theorien, die den Sinn von Goldspekulationen wissenschaftlich widerlegen. Was bleibt, ist Mythos und Ideologie.

Gold hat in der Geschichte Russlands schon immer eine tragende Rolle gespielt. Im zaristischen Russland, in dem der Bankensektor lange unterentwickelt war, galt es als wichtigstes Wertaufbewahrungsmittel. Darüber hinaus diente es der russischen Oberschicht, bestehend aus Kirche und Adel zu repräsentativen Zwecken. Wer Gold hatte, repräsentierte Macht und Ansehen, mehr als in irgendeinem anderen Land der Welt. Zu internationaler Berühmtheit gelangten beispielsweise die kostbaren Ostergeschenke Zars Alexanders III., die sein Goldschmiedemeister Carl-Peter Fabergé angefertigt hatte. Seine kunstvoll vergoldeten Fabergé-Eier werden noch heute für mehrere Millionen Dollar gehandelt.

Wohin verschwand das Zarengold?

Zu Beginn des Ersten Weltkrieges hatten die russischen Zaren einen der größten Edelmetallvorräte der Welt besessen. Sie horteten insgesamt mehr als 1.300 Tonnen Gold, Platin und Silber in Barren und Münzen für schlechte Zeiten – die nicht lange auf sich warten ließen. In den Bürgerkriegswirren zwischen 1918 und 1921 verschwand der Schatz auf verschiedenen Wegen. Zum Teil wurde er auf Güterwaggons verladen, um ihn außerhalb der revolutionären Zentren Moskau und St. Petersburg zu schaffen. Doch unterwegs gerieten die Waggons meist in die Hände der Revolutionsarmeen, die zudem untereinander rivalisierten. Ein Teil davon wurde für Waffenkäufe verwendet und landete in Japan. Der Großteil gilt bis heute als verschollen. Schon seit Jahrzehnten versucht die russische Regierung Ansprüche auf das Zarengold geltend zu machen.

Wurde Putin Opfer der Greater Fool Theorie?

Mittlerweile scheinen die Zeiten wieder so schlecht geworden zu sein, dass der russische Präsident Wladimir Putin erneut alles auf die Goldkarte setzt. Als Hintergrund für Moskaus neue Gold-Leidenschaft wird die wiederentdeckte Feindschaft zum Erzfeind USA vermutet, denn ein großer Teil des russischen Staatsschatzes war ausgerechnet in US-Dollar angelegt. Der Präsident suchte nach Alternativen. Der Euro schied als Währung der westlichen Verbündeten ebenso aus, wie der chinesische Yuan, der nach wie vor nicht frei konvertierbar ist. Die Wahl fiel also auf Gold, das vielen Investoren als Meta-Währung gilt. Zudem gilt das Edelmetall als wertstabil. Seit 2007 verdreifachte Russland nach Angaben der „Welt“ (25.07.2015) seine Goldreserven. Der russische Goldschatz stieg seitdem von 400 auf über 1.200 Tonnen. Heute gilt Russland als sechstgrößter Goldbesitzer der Erde. Indes brach der Goldpreis zur selben Zeit massiv ein, unter anderem, weil viele andere ihr Gold zur selben Zeit lieber verkauften. Dies lag unter anderem daran, dass der Dollar als Leitwährung im selben Zeitpunkt an Wert gewonnen hat, was wiederum auf die gute US-Konjunktur zurückzuführen ist. Gold stellt oft die rechnerische Gegenposition zum Dollar dar. Steigt der Dollar, sinkt der Goldpreis und umgekehrt. Die Folge: Allein die seit Herbst von Moskau angekauften 439 Tonnen Gold haben aufgrund der massiven Wertabschreibungen einen Wert von genau Null. Die Besonderheit bei Rohstoffspekulationen liegt darin begründet, dass man, um eventuelle Spekulationsgewinne zu realisieren, immer einen Käufer benötigt, der dumm genug ist, um zu einem höheren Preis zu kaufen, was Wissenschaftler als „Greater Fool Theorie“ bezeichnen.

Warum Gold als Anlageobjekt nichts taugt

Putin hat also durch seine Goldspekulation 15 Milliarden Dollar verbrannt. Welche Lehren kann man nun als privater Anleger daraus ziehen? Gold gehört an den Hals einer Frau, aber nicht in den Tresor, ist Handelsblatt-Journalistin Jessica Schwarzer überzeugt. Der Grund: Gold arbeitet nicht. Es ist nicht produktiv und kann auch nichts erwirtschaften. Im Gegenteil: Es kostet sogar Geld, denn für die Lagerung und Versicherung von physischem Gold fallen Kosten an. Wenn man sich hingegen an wirtschaftlichen Unternehmungen beteiligt, egal ob direkt mittels Aktien oder Anleihen, oder indirekt, z.B. über eine Lebensversicherung, dann wird der Wert mittel- bis langfristig ansteigen, da Unternehmen Werte schaffen. Gold kann dies nicht. Dessen Wert ist rein spekulativ. Auch als Krisenmetall – Stichwort sicherer Hafen – hat Gold mittlerweile ausgedient, seitdem sich in den letzten krisengeprägten Jahren gezeigt hat, dass auch Gold – entgegen der bisherigen Theorie – an Wert verloren hat. Selbst die Griechenlandkrise konnte niemanden dazu bewegen, Goldvorräte anzulegen, ausgenommen Putin. Warum jemand Geld dazu verwendet, um in Gold zu investieren, der muss von einem magischen Bann angezogen sein, so Schwarzer. Oder es sind ideologische Gründe, wie bei Putin. Der Journalist Christoph Bruns, der bereits 2011 mit der Aussage zitiert wurde, dass Gold keinen Wert habe, sah sich sogar heftigsten Schmähungen deutscher Goldanleger ausgesetzt. Offenbar können selbst solche Aussagen dazu dienen, den Wert des eignen Gold-Depots weiter zu verringern. Mit rationalen Argumenten hat die Geldanlage in Gold jedenfalls nichts zu tun, denn früher oder später wird es einem damit gehen, wie bei den Zaren: Es zerrinnt. Heute bezeichnet „Zarengold“ übrigens einen Sonderzug der Transsibirischen Eisenbahn, der wohlhabende Reisende von Moskau nach Peking befördert. Nichts wäre wohl als Symbol besser geeignet gewesen: Eine Reise mit dem „Zarengold“ ist sehr luxuriös, sehr teuer, dauert sehr lange und zwischendurch gibt es viel Nichts.

In Kürze:

  • In unsicheren Zeiten ohne funktionierendem Bankwesen galt Gold traditionell als Wertaufbewahrungsmittel

  • Der russische Staatsschatz, der hauptsächlich aus Gold bestand, verschwand während des Bürgerkrieges

  • Putin hat Russlands Goldreserven seit 2007 verdreifacht, um damit die bisherigen Anlagen in US-Dollar zu ersetzen

  • Seitdem verlor Gold weltweit an Wert

  • Putins Spekulationsverlust mit Gold beträgt 15 Milliarden US-Dollar

  • Experten: Gold kann nichts erwirtschaften, sondern kostet Geld. Deswegen eignet es sich nicht zum Anlageobjekt

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